Büchertipps

Hier finden Sie einige unserer aktuellen Lieblingstitel, die wir Ihnen gerne empfehlen möchten:

Gmehling: Pizzakatze
Die Tage bevor Jaron kam

Die Tage, bevor Jaron kam

Sonja Danowski
Bohem Verlag, ab 4 Jahren, 24 €

Mara wird bald große Schwester und sie freut sich so sehr auf ihren Bruder Jaron, der in wenigen Tagen mit der Mutter eintreffen wird. In ihrem Tagebuch schreibt sie Briefe an ihren zukünftigen Bruder, die voller Liebe, Vorfreude und Zuversicht sind. Sie erzählt darin von den Vorbereitungen für Jarons Ankunft. Der Vater und ihre Stute Shira bringen einen kleinen Apfelbaum für Jaron, der neben Maras Apfelbaum gepflanzt wird. Für einen Apfelkuchen erntet sie Äpfel, aus denen sie mit ihrem Freund Matti einen Kuchen backt. Der Hund Rocky findet einen wunderbaren Ast, aus dem sie ein Mobile für Jaron bastelt. Von dem Lämmchen Wasabi und der Schäferin bekommt sie Wolle und Farbe, aus der sie eine Decke für Jaron strickt. Die Katze Rosina zeigt ihr, wie sie eine wunderschöne Wandbemalung aus Schatten malen kann. Als endlich alles fertig ist, trifft die Mutter mit Jaron ein und die Freude ist groß.                                 Die Ankunft des Bruders ist in einer Rückblende geschrieben. Ausgangspunkt ist Jarons Dritter Geburtstag, an dem Mara ihm aus ihrem Tagebuch vorliest, von dem er nicht genug bekommen kann.

Die naturalistischen Illustrationen sind so liebevoll, farbenfroh und detailreich gemalt, dass es eine große Freude ist, dieses Bilderbuch zu betrachten. Es ist eines der schönsten Bücher zum Thema Geschwisterliebe, die mir bisher begegnet sind und es eignet sich hervorragend als Geburtsgeschenk für werdende Eltern oder große Geschwister.


Dachs & Strupps und die wunderliche Seereise

Dachs & Strupps und die wunderliche Seereise

Cecilia Heikkilä. Aus dem Schwedischen von Katja Maatsch. Dragonfly Verlag, 15 €, ab 4 Jahren.

Auf einer abgelegenen Insel lebt der in die Jahre gekommene Dachs. Einst war er als Kapitän auf den Weltmeeren unterwegs, aber nun im Alter verbringt er seine Tage ruhig und geordnet. Der Dachs säubert seinen Strand, schaut nach der Post, und schaut vom Haus aus auf das Meer, während er seine Beobachtungen sorgfältig niederschreibt. Überraschungen, die kann er gar-nicht gebrauchen. Seine Zeit der wilden Abenteuer ist vorbei… bis ein kleines struppiges Weser an den Strand seiner Insel gespült wird. Das kleine Tier hält den Dachs gehörig auf Trab. Als dann auch noch ein Sturm aufzieht, der das geliebte alte Segelboot des Dachses mitreißt, geraten die beiden in ein Abenteuer, dass sie nie erwartet hätten. Es ist nie zu spät, um noch etwas Neues zu erleben.

Warmherzig und mit sanft gezeichneten, farbenfrohen Illustrationen erzählt die schwedische Autorin und Grafikdesignerin Cecilia Heikkilä, die bereits viele Leser und Leserinnen mit ihren wundervollen Mumin Bildern begeisterte, eine Geschichte vom Aufbrechen und Ankommen und wundervollen Freundschaften, die Jung und Alt in ihren Bann reißt.

Rezension: Natalia Ivanova

Dieser Sommer mit Jente

Was Wanda will

Lena Hach                                                                                                                                                   Mixtvision Verlag, ab 11 Jahren, 16 €

Eine neue Schule, neue Mitschüler und eine neue Idee.
Als Wanda den ersten Tag auf ihre neue Schule geht, schaut sie sich alles genau an.           Warum? Sie hat einen Plan. Einen neuen Plan für einen Einbruch. Und was braucht sie für den perfekten Einbruch? Das perfekte Team.
Durch beobachten ihrer Mitschüler stellt sich Wanda eine Gruppe für den Diebstahl
zusammen. Eine Gruppe, die gar nicht unterschiedlicher sein könnte und genau deswegen
perfekt zusammenpasst.
So legt das Team los. Jede*r Einzelne übt die ihm zugedachte Aufgabe, um in die Villa am
Stadtpark einzubrechen.
Der Plan steht und alle Mitglieder sind bereit. Was kann jetzt noch schief gehen?
In ihrem neuen Buch beschreibt Lena Hach auf eine amüsante Weise eine spannende Krimi
Geschichte, in der nicht nur Strategie, sondern auch Freundschaft und Zusammenhalt eine
wichtige Rolle spielen.
Mit kleinen Ausschnitten aus Wandas persönlichen Notizen ist das Buch die perfekte
spannende Unterhaltung für alle ab 11 Jahren.

Rezension: Marie Günther

Hilda Hasenherz

Hilda Hasenherz. Die Abenteuer im Fuchswald

Tobias Goldfarb. Mit Illustrationen von Verena Körting                                                         Schneiderbuch Verlag, ab 6 Jahren, 14,00 €

Hilda Hasenherz lebt mit vielen anderen Buddelhasen in einem Bau unter einem großen Möhrenfeld und muss täglich unzählige Karotten ausgraben. Diese sind angeblich für Prinz Lämpchen bestimmt und sie dürfen nicht gegessen werden. Dafür sorgt der strenge Baron von Ratzezahn mit seiner Giftspinne Ottilie.                                                                                                   Hilde träumt von der großen Freiheit und liebt die Abenteuergeschichten von Großmutter Graupfote. Als eines nachts das Mondlicht durch einen Spalt in den Bau fällt, ist Hilda so verzaubert, dass sie den Entschluss fasst zu fliehen. Auf ihrer gefährlichen Flucht und ihrer abenteuerlichen Reise durch den Wald lernt sie verschiedene Tiere kennen, die sie begleiten und ihr helfen, den alten Fuch Sam Grau zu finden und den gemeinen Baron von Ratzezahn zu überlisten und zu besiegen.
Diese tierische Abenteuergeschichte ist nicht nur unglaublich spannend geschrieben, sondern auch unheimlich fantasievoll und originell, was die Handlung und die Charaktere anbelangt. Sie zeigt, dass man im Kleinen schon Großes bewirken kann. Hilda ist anfangs nur eine Buddelhäsin, die in einem System der Unterdrückung und Ausbeutung arbeitet. Durch ihren Mut, ihre Klugheit und ihre Unerschrockenheit schafft sie es, über sich hinauszuwachsen, vieles zu verändern und damit alle Buddelhasen zu befreien und die Königsfamilie zu retten. Meine Kinder haben dieses Buch geliebt und mit Hilda mitgefiebert! Als große Kaninchenliebhaberin habe ich mich nur gefragt, warum die Protagonistin ein Hase ist und kein Kaninchen, da Feldhasen gewöhnlich nicht unter der Erde leben.

Rezension: Grischa Götz

Hoodie Rosen

Himmelwärts

Karen Köhler. Mit Illustrationen von Bea Davies.
Hanser Verlag, ab 10 Jahren, 19,00 €

Toni und ihre beste Freundin YumYum haben sich zum Zelten im Garten verabredet: Mit einem selbstgebastelten kosmischen Radio wollen sie Kontakt zu Tonis verstorbener Mutter aufnehmen. Toni vermisst ihre Mutter sehr – zum Glück hat sie mit YumYum eine großartige Weltraumexpertin und Freundin an ihrer Seite. Was man für eine Nacht im Garten unter Sternen noch braucht? Ausreichend Snacks natürlich! Gut, dass die beiden ihr Taschengeld der letzten Wochen weise eingesetzt haben – und gut, dass dort draußen in der Weite des Weltalls tatsächlich jemand zu erreichen ist …
Mit „Himmelwärts“ hat Karen Köhler („Miroloi“, „Wir haben Raketen geangelt“)  ihr erstes Buch für Kinder geschrieben – und auch hier einen Volltreffer gelandet. Die witzigen Dialoge, die starken Hauptfiguren und Karen Köhlers ganz eigener literarischer Sound machen dieses Buch wirklich unvergesslich.

Rezension: Malu Schrader

Hoodie Rosen

Sieben Tage Mo

Oliver Scherz. Mit Bildern von Philip Waechter
Thienemann Verlag, ab 11 Jahren, 16,00 €

In „Sieben Tage Mo“ von Oliver Scherz wird die Geschichte der Zwillinge Karl und Mo auf eine bewegende und fesselnde Weise erzählt.

„Sieben Tage Mo“ von Oliver Scherz ist ein berührender Roman, in dem wir die Geschichte der Zwillinge Karl und Mo begleiten. Mo hat eine geistige Behinderung und ist deshalb auf durchgängige Begleitung im Alltag angewiesen. Da die Mutter der beiden häufig im Krankenhaus arbeiten muss und auch der Vater die meiste Zeit auf Geschäftsreisen ist, fällt Karl diese Aufgabe zu. So verbringen die Brüder die Nachmittage zu zweit, albern zusammen herum und machen die Gegend unsicher. Dabei weckt eine geheimnisvolle Höhle ihr Interesse, die zum gemeinsamen Rückzugsort wird. Auch in der Schule ist Karl frech und sorgt für so manchen Lacher. Damit beeindruckt er besonders Nida, die er trifft, als er aus der Klasse fliegt und die genauso schlagkräftige Sprüche wie er auf Lager hat. Doch als Karl sich für sie zu interessieren beginnt, wird er plötzlich ganz schüchtern und holt sich Rat bei Mo, dessen Mut er stets bewundert. Als es zum ersten Treffen mit Nida kommen soll, trifft Mo eine folgenschwere Entscheidung, deren Auswirkung man als Leser*in unter Spannung verfolgt.

Die Stärke dieses Romans liegt im einfühlsamen, authentischen und facettenreichen Einblick in dieses individuelle Familienleben. Oliver Scherz bemüht sich um Einblicke in die Motive und Gefühle jedes Familienmitglieds. Besonders die tiefe Bindung zwischen den Brüdern zieht die Lesenden sofort in ihren Bann. Da der Roman aus Karls Perspektive geschrieben ist, bekommt man besonders bei ihm eine Vorstellung von seiner ambivalenten Gefühlswelt, die von Überforderung und Wut bis zu unendlicher Liebe und Glück reicht: Karl will Abstand von Mo, vermisst ihn aber dann - er wünscht sich, dass seine Mutter seine Belastung wahrnimmt, will ihr aber auch zeigen, dass er mit Mo alles im Griff hat - er will mit den anderen Fußball spielen und dazugehören, aber akzeptiert ihr Verhalten Mo gegenüber nicht.

„Sieben Tage Mo“ gelingt die Balance zwischen wichtigen Denkanstößen und einer spannenden Geschichte, die man kaum aus der Hand legen kann.

Rezension: Sofia Miorandi

Dragon Cit

New Dragon City. Eine verbotene Freundschft.

Mari Mancusi
Arena Verlag, ab 10 Jahren, 16,00 €

Urplötzlich sind sie aufgetaucht und haben eine Apokalypse auf der Welt ausgelöst. Drachen! Die überlebenden Menschen sind gezwungen gewesen sich zu verstecken. Der junge Noah ist einer davon. Gemeinsam mit seinen Eltern verbrachte er Jahre in einem Bunker, bis sie sich einer kleinen Gruppe anschlossen. Jetzt verbringen sie die Winter, während die Drachen schlafen, an der Oberfläche, auf der Suche nach Vorräten. Doch im Sommer müssen Noah und die anderen hinab in die U-Bahn-Schächte von New York steigen, um vor den Monstern in Sicherheit zu sein.

In diesem Winter ist jedoch alles anders… Die Drachen erwachen viel zu früh! Und zu allem Übel scheint Noahs Mutter wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Als sein Vater entscheidet an der Oberfläche zu bleiben und seine Frau zu suchen, folgt Noah ihm unbemerkt und steht plötzlich einer der riesigen Echsen gegenüber. Eine Begegnung, die alles verändern wird!

„New Dragon City – Eine verbotene Freundschaft“ von Mari Mancusi ist eine dystopische Erzählung über Feindschaft, Familie und Freundschaft, die im zukünftigen New York spielt. Die Geschichte wird aus der Sicht von Noah, einem 12-jährigen Jungen erzählt, der durch die Drachen nahezu alles verloren hat, und ebenso durch das Drachenmädchen Asha. Durch die Figuren erleben die Lesenden beide Perspektiven des Krieges zwischen Menschen und Drachen. Ein Buch voller Spannung und unerwarteter Wendungen, das zeigt, was Unwissenheit und Vorurteile anrichten können und wie wichtig gegenseitiges Verständnis ist.

Rezension: Natalia Ivanova

Märkte in aller Welt

Japan yahho!

Eva Offredo. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel
Moritz Verlag, ab 9 Jahren, 22 €

Was nimmt Mooskundlerin Midori mit, wenn sie m Morgengrauen in den Wald aufbricht? Wie bereitet sich die Sumoringerin Rin auf ihre Gegnerinnen vor? Und warum hat sich die Papierdrachenkünstlerin Sora auf „Kami-tobi“, Papierfalken, spezialisiert?

Diese und viele weitere Fragen beantwortet Autorin und Illustratorin Eva Offredo in diesem wunderbar illustrierten Kindersachbuch. Auf jeweils fünf Doppelseiten stellt sie acht Frauen im heutigen Japan vor, die ihren verschiedenen Berufen mit großer Leidenschaft nachgehen. Die besondere grafische Gestaltung in minimalistischen, aber detaillierten Bildtafeln lädt zum Entdecken ein – Kinder wie Erwachsene können hier viel Neues erfahren. Sparsam eingesetzte Erklärtexte bieten zusätzliche Informationen und erläutern japanische Begriffe. Künstlerin Eva Offredo nimmt uns mit auf eine Reise in unterschiedliche Regionen Japans und macht uns mit beeindruckenden Frauen und spannenden Berufen bekannt. Ein außergewöhnlich gestaltetes, sehr inspirierendes Buch.

Rezension: Malu Schrader

Märkte in aller Welt

Glow - Das wundersame Leuchten der Natur

Jennifer R. N. Smith. Aus dem Englischen von Ulrike Hauswaldt
cbj, ab 8 Jahren, 20 €

Licht! Jeder kennt es. Es kommt von der Sonne, einem Lagerfeuer, einer Lampe oder dem Fernseher. Das Sachbuch Glow beschreibt noch eine andere Art von Licht und Leuchten. Die Biolumineszenz. Manche Tiere oder Pflanzen sind in der Lage im Dunkeln zu Leuchten. Von den bekannten Glühwürmchen, über Meerestiere bis zu leuchtenden Pilzen. Nicht nur wie etwas leuchtet, sondern auch warum wird erklärt.                                                                                         Seit wann kennen wir dieses Leuchten? Was ist das Rezept für Licht? Alle diese Fragen werden in Glow erklärt. Mit einem Glossar, wo alle Fachbegriffe nachgeschlagen werden können und schönen, aufregenden Illustrationen hat Jennifer Smith eine perfekte Mischung aus interessant, informativ und kindgerecht getroffen. Damit ist das Sachbuch das ideale Geschenk für alle interessierten Kinder ab 8 Jahren.

Rezension: Marie Günther

No regrets

No Regrets

Dietlind Falk
Hanser Verlag, 22 €

Hänk und Muddy, zwei abgehalfterte Ruhrpott-Originale, haben seit Jahrzehnten ein Tattoostudio, das No Regrets. Was sie nicht haben: ausreichend Kundschaft. Eines Tages steht die junge Tätowiererin Luz in der Tür. Sie ist auf der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte und verzweifelt genug, um es im No Regrets zu versuchen. Während Muddy weiß, dass sie neue Wege gehen müssen, um den Laden zu retten, ist Hänk gar nicht begeistert, dass sich irgendwas verändern soll. Zwischen Bierflaschen, Metal und einem ausgestopften Alligator versucht sich die Schicksalsgemeinschaft zusammenzuraufen.

Zum Schreien komisch und gleichzeitig ernsthaft, bevölkert von liebenswerten, schrulligen Figuren – Dietlind Falks zweiter Roman und sein frischer Sound sind ein echtes Ereignis. Ob man sich für Tattoostudios interessiert oder nicht, ist dabei völlig nebensächlich – lassen Sie sich den „No Regrets“-Kosmos nicht entgehen.

Rezension: Malu Schrader

Gittersee

Gittersee

Charlotte Gneuß
S. Fischer Verlag, 22 €

Die Protagonistin Karin, 17 Jahre, lebt in Dresden in einer Arbeitersiedlung. Im Alltag kümmert sie sich um Haushalt, Geschwister und Vater.
Ihr Freund Paul, ihr emotionaler Halt, verschwindet ohne Vorwarnung in den Westen. Sie gerät auf Grund der Flucht ihres Freundes in die Fänge der Stasi, die ihr Vertrauen und ihre Naivität schamlos ausnutzt.
Anschaulich schildert Charlotte Gneuß den Zwiespalt Sehnsucht nach Vertrauen und der damit einhergehenden Verstrickung in Schuld und das Fehlen von Moral in einer Zeit, in der Vertrautes wegbricht und nichts mehr bleibt, wie es war.
Eine eindrücklicher Roman, der uns Einblick in Leben und Fühlen der Jugend in der ehemaligen DDR gibt.

Rezension: Ulrike Boessneck-Voigt

Der ehrliche Finder

Der ehrliche Finder

Lize Split: Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen.                                                     S. Fischer Verlag, 18 Euro. Für Erwachsene, aber auch geeignet für Jugendliche ab 14 Jahren.                                                                               

Bovenmeer, 1990er Jahre: Tristan ist mit seiner Familie durch halb Europa vor dem Krieg im Kosovo geflüchtet. Als sie in dem belgischen Dorf ankommen, wird Tristan Ibrahimi in der Schule neben Jimmy gesetzt. Eine glückliche Fügung für beide: Der einsame, etwas nerdige Jimmy findet in Tristan erstmals einen Freund und bemüht sich unablässig darum, Tristan und seiner Familie das Ankommen zu erleichtern. Jimmy wiederum findet bei den Ibrahimis den Familienanschluss, nach dem er sich sehnt, und alles entwickelt sich in eine wirklich gute Richtung – bis die Familie Ibrahimi eine erschütternde Nachricht erhält.
Lize Spit erzählt in ihrem dritten Roman von Krieg und Verzweiflung, aber auch von Freundschaft und Hoffnung. Wieder schafft sie es, eine fieberhafte Spannung aufzubauen und uns tief in die Welt von Jimmy und Tristan einsteigen zu lassen. Het Nieuwsblad hat den Roman „ein literarisches Juwel, das die beste Werbung für die Kraft von Literatur ist“ genannt – dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Rezension: Malu Schrader

Mein Name ist Estela

Mein Name ist Estela

Alia Trabucco Zerán. Aus dem chilenischen Spanisch übersetzt von Benjamin Loy.          Hanser Verlag Berlin, 24 Euro

Estela ist seit sieben Jahren als Hausangestellte bei einer Familie in Santiago beschäftigt, für die sie tagein tagaus putzt, kocht, sich um das Kind, Haus und die Familie mit all ihren Nöten und Sorgen kümmert. Das Geld, das Estela beiseitelegt, schickt sie ihrer Mutter, die aus dem Süden Chiles stammt und ebenfalls lange Zeit als Hausangestellte beschäftigt war. Doch nach sieben schweren Jahren, die sich wie eine Last auf den Schultern Estelas anfühlen, und eine Zäsur in ihrem Alterungsprozess markieren, geschieht etwas Schlimmes: Das Mädchen der Familie stirbt. Und Estela beginnt ihren mündlichen Bericht und legt Zeugnis ab: War sie etwa für den Tod des Kindes verantwortlich?

Wem sie von den sieben Jahren der körperlichen Plackerei und den Seelenqualen erzählt, außer uns Leser*innen, ob der Polizei, der Staatsanwaltschaft – letztlich spielt es keine Rolle. Doch Estela kann ihre Geschichte erzählen, ohne dass sie unterbrochen wird. Vielleicht ist es sogar das erste Mal nach vielen Jahren, in denen Estela mehr als ein paar Sätze sagen darf und nicht hinter ihrer Arbeitsschürze verschwindet.

Estela holt weit aus, ihre Geschichte wird retrospektiv erzählt. Seite um Seite treten ihre ambivalenten Gefühle deutlich zutage. Immer wieder packt sie der Wunsch zu kündigen, zurückzugehen in den Süden. Ihre Mutter riet ihr, die Familie nicht ins Herz zu schließen und doch kann Estela nicht anders, es ist wie beim Stockholm Syndrom. Gleichzeitig sind da diese große Distanz und Kluft – Estela eben nur eine Angestellte und kein Familienmitglied, die Klassenunterschiede zwischen ihnen könnten größer nicht sein.

Estelas Geschichte ist eine, die es sicher tausendfach oder noch öfter gibt, doch selten finden sie Gehör. Nur im Falle der Umstände bekommen wir sie zu lesen, nur in Ausnahmefällen treten Menschen wie Estela in Erscheinung. Der schmale Roman der chilenischen Autorin Alia Trabucco Zerán ist ein Kammerspiel des Grauens und ein Psychogramm einer Frau, die sich durch die Arbeit fast vollkommen auflöst und in deren Inneres man dennoch nicht vollständig vordringt. Bis zum Schluss hält die Autorin den Spannungsbogen aufrecht und findet die richtige Sprache, die wunderbar austariert ist zwischen nüchtern und literarisch. Ein starker, intensiver und bewegender Roman!

Rezension: Seda Çalışkanoğlu